Swico Recycling

Font

Als wir vor 30 Jahren mit Swico Recycling begannen, konnten wir kaum erahnen, wie sich unsere Reise entwickeln würde. Doch hier stehen wir, drei Jahrzehnte später, nicht nur als Zeugen, sondern als Architekten einer nachhaltigen Zukunft.

Die Schweiz ist Weltmeisterin im Recycling von Digital- und Unterhaltungsgeräten. Jedes Jahr werden rund 40'000 Tonnen Elektroschrott sorgfältig entsorgt, gesammelt und recycelt. Durch die zurückgewonnenen Metalle ersetzen wir wertvolle primäre Rohstoffe, was den Klimabeitrag des Recyclings zu einem unschätzbaren Gewinn macht. Alle drei Jahre kompensieren wir damit die CO2-Emissionen des gesamten Strassenverkehrs in der Schweiz.

Swico Recycling mag für seine hohen technologischen Standards bekannt sein. Letztendich sind es aber die Menschen, die dieses System zum Leben erweckt haben und seinen Erfolg ausmachen.

Persönlichkeiten, die mit echter Hingabe und klugen Ideen Tag für Tag daran arbeiten, die natürlichen Ressourcen unseres Planeten zu bewahren — und die Welt dadurch vielleicht ein kleines Stück besser machen.

Der «Vorgezogener Recycling-Beitrag» wird bei jedem in der Schweiz verkauften Elektrogerät erhoben. Er finanziert die Sammlung, den Transport, die fachgerechte Zerlegung und das Recycling am Ende der Lebensdauer des Geräts.

In der unabhängigen Kontrollstelle sorgen Mitarbeitende dafür, dass Elektroaltgeräte gesetzes- und normkonform recycelt werden.

Transport und Logistik sind die unsichtbaren Helden des Swico Recyclingsystems, die Verbindung zwischen Sammelstellen und Recyclingbetrieben.

In der Schweiz gibt es rund 600 Swico Recycling-Sammelstellen, von Samnaun bis Lausanne, von Schaffhausen bis Chiasso.

Recyclingunternehmen entfernen Schadstoffe aus Elektroaltgeräten und stellen Sekundärrohstoffe für die Industrie bereit.

Alles andere ist Schrott
— Swico Recycling

«Früh erkannten wir: Elektrogeräte haben nichts in den üblichen Gemeindesammelstellen verloren. Diese Geräte stecken voller wertvoller Rohstoffe und enthalten auch problematische Komponenten, die im Umgang besondere Vorsicht erfordern.»

Es war nicht nur Heinz Beer, der sich die Haare raufte – die ganze Schweiz stand vor einem Recycling-Problem. Zwischen 1970 und 1993 explodierte der Siedlungsabfall in der Schweiz von knapp zwei Millionen Tonnen auf das Doppelte – und das bei einer kaum wachsenden Bevölkerung! Die Verbrennungsanlagen waren überlastet, und teilweise mussten Abfälle direkt auf Deponien gelagert werden. Die Hauptübeltäter? Der wirtschaftliche Boom und das mangelhafte Recyclingverhalten der Bevölkerung.

«Am Anfang war das Wort», schreibt Johannes in 1.1. im Buch der Bücher. «Am Anfang war nicht ein Wort, sondern ein Problem.»

Dr. Heinz Beer nimmt uns mit zurück ins Jahr 1993, als er im Swico Vorstand und zugleich Vorsitzender der Kommission Umwelt war:

30 Jahre Swico Recycling

Die Sammlung und Verwertung der Elektroaltgeräte kosten pro Jahr 25,5 Millionen Franken.

Sky

Mitten in dieser Krise zeigte eine Studie des BUWAL, dass die ohnehin schon überlasteten Verbrennungsanlagen regelrecht von Altgeräten aus der Büroelektronik überschwemmt wurden. Die Verbrennungsanlagen ächzten unter der Last des Müllbergs. Die Verantwortung lag bei den Herstellern, Importeuren und Grossverteilern. Eine Lösung musste her, und zwar subito. Acht Firmen – vier aus der IT- und vier aus der Bürogerätebranche – schlossen sich zusammen und riefen eine «Entsorgungskonvention Büroelektronik» ins Leben.

Die überzeugende Lösung setzte sich blitzschnell durch. Am 1. Dezember 1993 stimmte der Verband in einer ausserordentlichen Generalversammlung geschlossen für eine freiwillige Branchenlösung. Mit diesem sehr frühen Start war Swico gleichsam Vorreiter in Europa für eine Aufgabe, die erst acht Jahre später in ganz Europa verpflichtend wurde. Selbst in der Schweiz war Swico dem Gesetzgeber um vier Jahre voraus.

Die Wende:
Branchenlösung für Büroelektronik

April 1994

Meilensteine

Personal computer, Workwear

In einem beispiellosen Zusammenschluss formieren sich vier IT-Unternehmen und vier Bürogeräteimporteure und rufen die Swico Recycling Garantie ins Leben. Es ist der Beginn eines nachhaltigen Engagements in der Entsorgung und Wiederverwertung von Elektronikgeräten.

Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) übernimmt die Rolle der Zertifizierungs- und Überwachungsstelle. Im ersten Jahr wird eine beachtliche Zahl von 20 Unternehmen evaluiert, von denen 16 das Zertifizierungsverfahren durchlaufen und schliesslich 12 die Zertifizierung erhalten.

1994

Motor vehicle, Pollution

Die ersten Zerlegebetriebe entstehen. Diese gewährleisten eine fachgerechte Entsorgung und Aufarbeitung der Altgeräte.

1995

Wood, Flooring, Floor

Bei der Sammlung ausgedienter Geräte wird die 10'000-Tonnen-Marke überschritten. Im gleichen Jahr begrüsst Swico den hundertsten Unterzeichner seiner Konvention.

1998

Gold, Font

Die Recycling-Branchenlösung besteht die Vernehmlassung des Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) mit Bravour. Sie mündet in die «Verordnung über die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte» (VREG).

1998

Sky, Cloud, Window, Building

Die führenden Hersteller von Mobiltelefonen schliessen sich zusammen und finden innerhalb der Swico Recycling Garantie eine gemeinsame Recyclinglösung.

1999

Automotive design

Die wachsende Grafikbranche integriert sich in das System, als die ersten grösseren Frachten ausgedienter Speichermedien anfallen.

2001

Textile, Orange, Bag, Wood, Eyewear

Die Unterhaltungselektronik und die Fotobranche werden in das Swico Sammelsystem aufgenommen.

2002

Mirrorless interchangeable-lens camera, Photograph, White, Light, Product

Erstmals erreicht der Sicherheitsfonds eine Deckung von 12 Monaten beziehungsweise 30 Millionen Franken. Die langfristige finanzielle Absicherung des Recyclingsystems ist sichergestellt.

2010

Finger

Swico Recycling goes international. Die Mitgliedschaft im WEEE-Forum erlaubt es Swico, sich aktiv in die Entwicklung europäischer Standards und Normen für das Recycling von Elektroaltgeräten einzubringen und die Schweizer Erfahrungen und Vorschriften auf europäischer Ebene zu vertreten. Dies unterstreicht die Vorreiterrolle der Schweiz in diesem Bereich.

2013

Curtain, Suit

Mit der Gründung eines Innovationsfonds fördert Swico neue Technologien im Recycling und investiert in moderne Logistik-Prozesse.

2019

Urban design

Swico setzt sich vehement für den Erhalt der Unabhängigkeit ein. Eine drohende Verstaatlichung des privatwirtschaftlichen Recycling-Systems wird erfolgreich abgewendet.

2022

Personal computer, Laptop
«Die effiziente und durchdachte Branchenlösung führt täglich viele Tonnen Altgeräte einer sinnvollen Wiederverwertung zu»,

lobte Jakob Hildebrand, damaliger Sekretär und Vorsitzender der Kommission Umwelt, ein Jahr nach dem Start.

1

Ökologische Verantwortung

3

Kontrollierte
Entsorgung

4

Gesicherte
Finanzierung

2

Landesweites Rücknahmekonzept

Wer im Flow ist, kreiert Konzepte, die ewig halten. So verhält es sich auch mit dem Swico Konzept aus dem Jahr 1994, das auch drei Jahrzehnte später noch das solide Fundament bildet:

Vier Säulen für eine nachhaltig Zukunft

Im ersten Geschäftsjahr wurden geschätzte 6'000 Tonnen Altgeräte von 46 Herstellern und Importeuren nach dem Swico Standard wiederverwertet bzw. entsorgt. Eines war den Gründern schnell klar:

Diese Mengen würden künftig geradezu explodieren – die Büroautomatisierung war gerade erst am Anlaufen, die Lebenszyklen der Geräte wurden kürzer und die Nachfrage der Haushalte wuchs rasant.

Zudem befeuerten sich die Mobiltelefonie und die Hersteller von Mobilfunkantennen gegenseitig zu neuen Höchstleistungen.

Angesichts dieser Entwicklungen war kühles Kopfrechnen gefragt. Modellrechnungen zur erwartbaren Lebensdauer jeder Produktekategorie wurden notwendig, um den zukünftigen Bedarf an Entsorgungskapazitäten präzise zu planen.

Bei der Entsorgung wurden die Lebenszyklen der Geräte durch Stichproben ermittelt. An Dinge wie Tamagotchis oder Spielkonsolen hatte beim Start des Swico Konzepts allerdings niemand gedacht.

Die Einführung des vorgezogenen Recyclingbeitrags (VRB) war ein Meilenstein. Ab April 1994 wurden Bürogeräte damit belegt, und kaum hatte das Quartal ein Ende gefunden, zogen die IT-Produkte im Eiltempo nach.

Heinz Beer

Wer den prägnanten Begriff «vorgezogener Recycling-Beitrag» erfand, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, doch der Name spricht für sich. Ähnlich dem Umlageverfahren der AHV, deckt der VRB die Kosten für Rücknahme, Wiederverwertung und Reststoffentsorgung. Roger Gnos, der später zu Swico stiess und den Innovationsfonds leitet, meint verschmitzt: «Der VRB ist heute so selbstverständlich bei jedem Elektrogerät wie die Autobahnvignette beim Auto.»

Diese beispielhafte Pionierarbeit von Swico findet bis heute Anerkennung und wurde im Juli 1998 in der «Verordnung über die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte» gewürdigt.

«Damals stand der ökologische Nutzen klar im Vordergrund, obwohl Energiesparen durch Recycling noch kein grosses Thema war.»

Der Geniestreich – Die VRB

Vertrauen gründet in der Qualität und Reputation

Ein echtes Meisterstück aus der Gründungszeit sorgte dafür, dass das Swico System stets als verlässlich galt. Wo Qualität kontrolliert wird, steht oder fällt die Glaubwürdigkeit mit dem Namen und der Unabhängigkeit des Prüfers. Niemand genoss damals mehr Ansehen als die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (EMPA).

Personal computer, Workwear

Ein wahrer Ritterschlag

Ab dem 1. April 1994 wurde die EMPA zur Zertifizierungs- und Überwachungsstelle des Swico Konzepts.

Die EMPA legte sofort los: Sie überprüfte über zwanzig Firmen aus der Geräteverarbeitungsbranche, 16 schafften es durch die erste Runde, doch nur zwölf bestanden letztendlich.

Table, Desk

Acht stolze Swico Recycler

2018 nehmen acht stolze Unternehmen das SN EN 50625 Zertifikat entgegen.

v.l.n.r. Peter Heilig, Roger Blesi, Markus Stengele, Roland Meier, Hansueli, Bühlmann, Sebastian Piguet, Markus Fuhrer, Sabine Krattiger

Jeans, Trousers, Curtain

Das bisher Geschilderte könnte als erfolgreich, aber nicht besonders herausfordernd missverstanden werden. Doch es war ein Aufbau unter enormem Druck mit ständig wachsenden Entsorgungsmengen und immer höheren Anforderungen an die Fraktionierung sowie einer stetig steigenden Zahl von Konventionsunterzeichnern. Innerhalb eines Geschäftsjahres verdoppelten sich die VRB-Einnahmen. Die Menge der neu auf den Markt gebrachten Geräte stieg jährlich um zehn Prozent, die Menge der zerlegten Geräte verdoppelte sich innerhalb von zwei Jahren.

Aufbau unter höchstem Betriebsdruck

Es hätte auch alles schiefgehen können …, doch der damalige Präsident Dr. Jürg Lindecker und Jakob Hildebrand hielten das Swico Schiff fest auf Kurs, um für den Jahrtausendwechsel gewappnet zu sein.

Hinter jeder Entscheidung lauerte ein Berg von Fragen: Sind die Fraktionierungen auf dem neuesten Stand der Technik? Wie können wir Onlinehändler für den VRB motivieren? Ist die Logistik als Teil der Abfallverwertungskette ökologisch optimiert?

«Wir entsorgen auch, was wir noch gar nicht kennen.»

Es ging unvermindert weiter: 1998 wurde die 10.000-Tonnen-Marke bei der Sammlung ausgedienter Geräte überschritten und gleichzeitig der hundertste Mitunterzeichner der Swico Konvention registriert. Seit 1999 gehört das Handy-Recycling zum Angebot von Swico.

Seit 1999 gehört das Handy-Recycling zum Angebot von Swico. Ab 2001 nutzte auch die Swisscom das Swico System für ihre ausgedienten Telefonendgeräte und Vermittlungsanlagen.

Die ersten grösseren Ladungen ausgedienter Speichermedien fielen nun an; im Jahr 2000 kam die Grafikbranche hinzu, 2002 stiessen die Unterhaltungselektronik und die Fotobranche dazu.

Es war ein ständiges Kommen und nie ein Gehen. Die Gerätetechniken entwickelten sich rasant weiter, was die Entsorgung von Altgeräten beschleunigte.

Im Zuge der Fussball-Weltmeisterschaft 2002 erlebte der Markt für Fernsehgeräte ein wahres «Flimmerhoch»: Viele Haushalte tauschten ihre klobigen Röhrenfernseher gegen platzsparende Flachbildschirme aus. Die sperrigen Röhrenmodelle machten so Raum für gesellige Fussballpartys.

Für die Recyclingpartner und die angeschlossenen Zerlegebetriebe bleibt es eine grosse Herausforderung, auch heute noch Verfahren für beide Bildtechniken anzubieten. In neueren Geräten sind viele Komponenten miniaturisiert, was die Zerlegung deutlich erschwert, verlangsamt und mehr Handarbeit erfordert.

Oftmals sind geeignete Maschinen zur Zerlegung gar nicht auf dem Markt und müssen von den Betrieben wie bei Daniel Düsentrieb als eigentliche Ingenieurleistungen entwickelt werden. Doch das schreckt die Recyclingbetriebe nicht. Sie arbeiten nach der Losung «Wir entsorgen auch, was wir gar noch nicht kennen.»

Vom WM-Fieber zum Recycling-Dilemma

Wo eine Chronik endet, beginnt die Zukunft. Auch Swico blickt bereits über sein dreissigjähriges Bestehen hinaus und hat sich dafür 2019 mit dem Innovationsfonds ein eigenes Instrument geschaffen. Aus dem Fonds werden innovative Recycling-Projekte gefördert, zum Beispiel die korrekte Entsorgung von Tonerstaub. Oder ein Ausbildungsprojekt zum Übertritt in den ersten Arbeitsmarkt.

Und zu guter Letzt steht doch wieder ein Wort im Zentrum: Persönlichkeit. Ohne das unermüdliche Engagement zahlreicher Persönlichkeiten in der Geschichte des Swico Recyclings, hätte diese bahnbrechende Idee nie den Weg vom Schreibtisch in die Wirklichkeit gefunden.

Wohin die Reise führt

Das Swico Recycling kurz erklärt