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Klassismus

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Klassismus (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ der Klassismus
Genitiv des Klassismus
Dativ dem Klassismus
Akkusativ den Klassismus

Worttrennung:

Klas·sis·mus, kein Plural

Aussprache:

IPA: [klaˈsɪsmʊs]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Klassismus (Info)
Reime: -ɪsmʊs

Bedeutungen:

[1] Diskriminierung/Benachteiligung/Stigmatisierung aufgrund der sozialen Herkunft

Herkunft:

Ableitung vom Substantiv Klasse mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -ismus

Synonyme:

[1] soziale Benachteiligung, soziale Vorurteile

Sinnverwandte Wörter:

[1] Klassenschranke, Prekarisierung, Standesdünkel

Beispiele:

[1] Klassismus ist an einer deutschen Schule völlig inakzeptabel - und doch passiert er täglich.
[1] Klassismus ist in Deutschland fast kein Thema - vielleicht, weil er so alltäglich ist.
[1] Journalisten reden und schreiben viel über Rassismus, Sexismus und Nationalismus, über Klassismus fast nie. Vielleicht, weil sie seltener betroffen sind?
[1] „Ist es zeitgeistiger über Rassismus und Sexismus zu reden, als über Klassismus? Vielleicht.“[1]
[1] Wenn Thilo Sarrazzin schreibt, 'Arme sind an ihrer Armut weitgehend selber schuld,' dann ist das offensichtlicher Klassismus.
[1] Die Zulassung von teuren Privatschulen in Deutschland ist ein Ausdruck von strukturellem Klassismus.
[1] „Klassismus richtet sich mehrheitlich gegen Personen einer „niedrigeren Klasse“.“[2]
[1] [Schlagzeile:] „Klassismus: Du gehörst nicht dazu!“[3]
[1] [Schlagzeile:] „Klassismus – Die verachtete Unterschicht“[4]
[1] „Leider hat die so weitverbreitete Forderung nach Diversität einen riesigen blinden Fleck: Den Klassismus, also die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft.“[5]
[1] „»Klassismus ist auch eine Ideologie, mit der bestimmte Politik gerechtfertigt wird. Wenn wir zum Beispiel von Menschen in der „sozialen Hängematte“ sprechen oder von „Zuwanderung in den Sozialstaat“, dienen diese Geschichten als Rechtfertigung für neoliberale Politik.«“[6]
[1] „[…] Klassismus ist kontextabhängig und kann jeden unabhängig von der aktuellen sozioökonomischen Lage betreffen. Für das Bildungssystem in Deutschland bedeutet das beispielsweise: Jedes Kind, dessen Eltern nicht studiert haben, ist potentiell von Klassismus betroffen“.[7]
[1] „Wer wirklich etwas über die abscheulichen Mechanismen des „Klassismus“ erfahren will, wird in der Lektüre von Heinrich Mann fündig: Die Abwertung und Ablehnung von nicht als standesgemäß Erachteten.“[8]
[1] „Solidarisch mit Erwerbslosen, die oft mit Klassismus konfrontiert sind, zeigt sich die Erwerbsloseninitiative Basta.“[9]
[1] „Ob als Vorurteil, institutionalisiert, in der Sprache oder in der Kollektivsymbolik – Klassismus ist so vielfältig, wie die Gesellschaft selbst.“[10]
[1] „[…] Gebildete, Wohlhabende und Reiche können ebenso von Klassismus betroffen sein. In den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts wurde Menschen immer wieder aufgrund ihres Besitzes, ihrer Bildung, ihres sozialen Status und einstiger Privilegien das Recht auf Leben abgesprochen.“[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Adjektiv: institutioneller / personeller / struktureller Klassismus
[1] mit Verb: unter Klassismus leiden, von Klassismus betroffen sein

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Klassismus
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalKlassismus
[1] Duden online „Klassismus
[1] Klassismus. wirtschaftslexikon.gabler.de, Springer Gabler | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Wiesbaden, Deutschland, abgerufen am 12. Mai 2021.

Quellen:

  1. Kolja Unger: Essayband „Klasse und Kampf“ – Geschichten aus der deutschen Unterschicht. In: Deutschlandradio. 29. März 2021 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Corso, Interview mit dem Autoren Christian Baron, Text und Audio, Dauer: 12:51 mm:ss, URL, abgerufen am 12. Mai 2021).
  2. Klassismus / Bildungs(un)gerechtigkeit. vielfalt.uni-koeln.de, Universität zu Köln, Köln, Deutschland, 26. November 2020, abgerufen am 12. Mai 2021.
  3. Nils Markwardt: Klassismus: Du gehörst nicht dazu!. In: Zeit Online. 25. Februar 2021, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 12. Mai 2021).
  4. Houssam Hamade: Klassismus – Die verachtete Unterschicht. In: Deutschlandradio. 11. Mai 2021 (Deutschlandfunk Kultur / Berlin, Sendereihe: Zeitfragen, Text und Audio, Dauer 28:41 mm:ss, URL, abgerufen am 13. Mai 2021).
  5. Houssam Hamade: Klassismus – Die übersehene Diskriminierungsform. In: Deutschlandradio. 28. Juli 2020 (Deutschlandfunk Kultur / Berlin, Sendereihe: Politisches Feuilleton, Text und Audio zum Download, Dauer: 04:02 mm:ss, URL, abgerufen am 12. Mai 2021).
  6. Autorin Brigitte Theißl über Klassismus: „Medien lieben Aufsteigergeschichten“. Brigitte Theißl schreibt über Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft. Beteiligt daran sind ihr zufolge auch Medien. Ein Gespräch über Klassismus. In: taz.de. 10. März 2021, ISSN 2626-5761 (Interview von Timo Stukenberg mit der Autorin Brigitte Theißl, URL, abgerufen am 21. Juni 2021).
  7. Isabell Opperbeck: Klassismus: Überbau ohne Basis. In: FAZ.NET. 21. April 2021 (URL, abgerufen am 12. Mai 2021).
  8. Gerhard Hanloser: Heinrich Mann - einer der fehlt. freitag.de, der Freitag Mediengesellschaft mbh & Co. KG, Berlin, Deutschland, 27. März 2021, abgerufen am 12. Mai 2021.
  9. Desiree Fischbach: Gedenken zum 9. Mai in Berlin: Ziviler Protest und Zusammenhalt. In: taz.de. 4. Mai 2021, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 12. Mai 2021).
  10. Andreas Kemper: Die vergessene Benachteiligung - Warum Klassismus ein eigenständiges Diskriminierungsmerkmal sein sollte. antidiskriminierungsstelle.de, antidiskriminierungsstelle.de, Berlin, Deutschland, 31. Oktober 2018, abgerufen am 12. Mai 2021 (Deutsch).
  11. Klassismus. schule-ohne-rassismus.org, Aktion Courage e. V., Berlin, Deutschland, abgerufen am 12. Mai 2021 (Deutsch).
  12. Englischer Wikipedia-Artikel „classism
  13. Französischer Wikipedia-Artikel „classisme
  14. Polnischer Wikipedia-Artikel „klasizm
  15. Spanischer Wikipedia-Artikel „clasismo