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Seite:HansBrassTagebuch 1945-10-02 001.jpg: Unterschied zwischen den Versionen

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Bettina Brass (Diskussion | Beiträge)
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Aktuelle Version vom 21. August 2024, 21:33 Uhr

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Land östlich davon russisch. Auch das ist ungefähr früher schon mal im engl. Sender gesagt worden. – Sodann heißt es, daß Deutschland auf 20 Jahre besetzt bleiben soll, jedoch sehr dünn, 2 Soldaten auf je 1000 Einwohner. Brandenburg, Niederschlesien u. Berlin sollen ganz, ohne Besatzung bleiben, in Berlin soll nur die interalliierte Kontrollkommission bleiben. Norddeutschland soll ganz von England besetzt werden, Süddeutschland von Frankreich. Deutschland soll auf 70 Jahre keine eigene Wehrmacht haben dürfen, ferner soll auf 2 Jahre in Deutschland niemand heiraten dürfen u. für 2 Jahre soll ein Alkoholverbot bestehen. Die Gefangenen sollen alle entlassen werden, wer bis zum 31. 12. 45. nicht zurückgekehrt ist, gilt als verschollen.

     Heute Mittag habe ich zum ersten Male geheizt, es war gestern besonders kalt. Wenn wir sehr sparsam sind, werden wir mit dem noch vorhandenen Koks für diesen Winter ungefähr reichen.

Dienstag, 2. Okt. 1945.     

     Gestern Vormittag erschien Herr Frey, Kriminalbeamter aus Ribnitz, bei mir im Amt. Er fragte nach PG's u. Flüchtlingen u. entlassenen Soldaten u. behauptete dann, daß ich meinen entlassenen Sohn seit einer Woche irgendwo verberge. Ich lachte darüber, worauf er mich sehr ernst ermahnte, die Wahrheit zu sagen. Ich wurde darauf grob. – Er gab sich dann damit anscheinend zufrieden, verlangte aber, Herrn Kühme zu sprechen. Von diesem behauptete er dann, daß er SS=Mann gewesen sei u. das Goldene Parteiabzeichen getragen habe. Herr Kühme ist tatsächlich, wie sich dann herausstellte früher als junger Bengel in die SA eingetreten, hat sich dann aber am Putsch gegen Hitler unter Hauptmann Stennes (oder so ähnlich?) beteiligt u. ist aus der Partei ausgestoßen worden. Im Jahre 1933 hat er dann aus Existenzgründen versucht, wieder in die Partei zu kommen, doch ist ihm das nicht gelungen. Das war sein Glück. – Herr Frey verhörte ihn sehr scharf, aber schließlich ließ er sich doch überzeugen, daß Herr Kühme ihm die Wahrheit sagte. – Die ganze Sache ist also wieder eine neue Denunziation.

     Herr Kühme kam dann am Nachmittag u. sagte mir, daß er unter solchen Umständen es vorzöge, seine Tätigkeit im Gemeindeamt wieder einzustellen. Ich erklärte ihm, daß ich das wohl begreifen könne, daß ich ihn aber dennoch bäte, die Arbeit zunächst weiter zu tun, da ich selbst mein Entlassungsgesuch bereits als Entwurf in der Brieftasche trüge, ich wäre nun entschlossen, dieses Gesuch dem Landrat einzureichen.

     Martha ist garnicht recht wohl. Wir haben gestern Dr. Meyer kommen lassen weil wir den Verdacht einer Blinddarm-Reizung hatten, der sich Gott sei Dank als unbegründet erwies. Es handelt sich aber um eine allgemeine Ueberanstrengung u. Herzschwäche, sie soll sich schonen u. vorsichtig sein. Ich begrüße es daher um so mehr, daß M. sich nun diese ganze Russenschneiderei vom Halse geschafft hat. Ich werde nun auch die Notgemeinschaft auflösen u. die früher gespendeten Beträge, die noch alle da sind, als besondere Wohlfahrtskasse in die Gemeinde übernehmen. Ich werde einen besonderen Wohlfahrts=Ausschuß berufen, der diese Gelder verwalten soll, da kann Herr Ziel ja dann mittun.

     Abends war Dr. Max Grantz mit Carmen bei uns. Er zeigte seine sehr eindrucksvollen Skizzen vom zerstörten Berlin u. erzählte von den Kampftagen. Er trägt jetzt einen Vollbart, der ihn seinem Vater sehr ähnlich macht.

     Abends: Herr Kühme sagte mir am Nachmittag, daß er nun doch entschlossen sei, hier fort zu gehen. Er will nach Berlin, wo er ja wohnt, er ist sich aber nicht klar, ob er seine Frau hier lassen soll, sie ist hier natürlich besser dran. Es tut

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1945-09-30. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-10-02_001.jpg&oldid=- (Version vom 21.8.2024)