Pro Milone

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Pro Milone (auch: Pro T. Annio Milone; lat. „Für Titus Annius Milo“) ist die erweiterte und überarbeitete, verschriftete Version einer Rede, die der römische Anwalt und Politiker Marcus Tullius Cicero 52 v. Chr. in Rom hielt. Darin verteidigte er den des Mordes an Publius Clodius Pulcher angeklagten Titus Annius Milo.

Cicero war Milo verpflichtet, weil dieser einige Jahre zuvor daran mitgewirkt hatte, dass Cicero aus dem Exil zurückberufen wurde. Daher übernahm er die Verteidigung, zumal er mit dem ermordeten Clodius verfeindet gewesen war. Clodius’ Tod sorgte in Rom für große Erregung, so dass Pompeius, bald darauf zum alleinigen Konsul ernannt, ein Sondergesetz erließ, das ein verkürztes Gerichtsverfahren für Milo vorsah. Unter erschwerten Umständen und vor einem ihm feindlich gesonnenen Publikum versagten Cicero beim Vortrag der Verteidigung die Nerven. Der Prozess endete folglich mit der Verurteilung Milos, der ins Exil nach Massilia ging. Die erhaltene Rede gibt somit nicht wieder, was Cicero im Prozess tatsächlich sagte, sondern wurde später von ihm niedergeschrieben und publiziert. Diese publizierte Fassung, in der Antike als einer seiner besten Redentexte beurteilt, schickte er auch an Milo in Massilia, der darauf geantwortet haben soll, er schätze sich glücklich, dass Cicero die Rede nicht so gehalten habe, da er sonst jetzt nicht die exzellenten Seebarben Massilias genießen könnte.[1]

Cicero führt eine „gestaffelte Verteidigung“[2] und bestreitet nacheinander, dass der Vorwurf die beschuldigte Person, die Tat und deren Bewertung treffe: Die Täter waren demnach Milos Sklaven (status coniecturalis). Zudem war es kein Mord, sondern Notwehr (status finitionis). Schließlich würde Milo als Tyrannenmörder sogar göttliche Ehren verdienen (status qualitatis).

Bekannte Zitate

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  • Wilhelm Freund: Pro Milone, Breslau 1828.
  • Christian Lorenz: Pro Milone, Teubner, Leipzig 1830.
  • Christoph August Heumann: Ciceronis oratio pro Milone, emendata et illustrata, 1733 (mit deutscher Übersetzung).
  • Albert Curtis Clark: Pro Milone, Oxford 1895 (Komm.), unveränd. Nachdruck, Amsterdam 1967.
  • Karl Halm, Georg von Laubmann: Pro Milone, Berlin, 1899, 10. Auflage (mit Kommentar).
  • Friedrich Richter, A. Eberhard, H. Nohl: Pro Milone, Leipzig 1907, 5. Auflage (mit Kommentar).
  • Alfred Klotz: Pro Milone, Leipzig (Teubner) 1914.
  • F. P. Donnelly: Cicero’s Milo, a rhetorical commentary, New York 1935.
  • Paolo Fedeli: Pro Milone, Venedig 1990
  • D. H. Berry: Pompey's Legal Knowledge – or Lack of it: Cic. Mil. 70 and the Date of Pro Milone. In: Historia. Band 42 (1993) S. 502.
  • Mark Edward Clark, James S. Ruebel: Philosophy and Rhetoric in Cicero’s Pro Milone, in: Rheinisches Museum für Philologie. 128 (1985), S. 57–72.
  • A. R. Dyck: Narrative obfuscation, philosophical topoi, and tragic patterning in Cicero’s Pro Milone. In: Harvard studies in classical philology. 98, 1998, S. 219–241.
  • Benedikt Forschner: Die Einheit der Ordnung. Recht, Philosophie und Gesellschaft in Ciceros Rede ’Pro Milone‘. C.H. Beck, München, 2015. ISBN 978-3-406-68409-8.
  • A. W. Lintott: Cicero and Milo. In: Journal of Roman studies. 64, 1974, 62–78
  • Christoff Neumeister: Grundsätze der forensischen Rhetorik, gezeigt an Gerichtsreden Ciceros, München 1964.
  • James S. Ruebel: The trial of Milo in 52 B.C.: A chronological study. In: Transactions and proceedings of the American Philological Association. 109, 1979, S. 231–249.
  • Wolfgang Schuller: Der Mordprozeß gegen Titus Annius Milo im Jahre 52 v. Chr. oder: Gewalt von oben. In: Ulrich Manthe, Jürgen von Ungern Sternberg: Große Prozesse der römischen Antike. Beck, München 1997, S. 115–127.
  • James N. Settle: The trial of Milo and the other Pro Milone. In: Transactions and proceedings of the American Philological Association. 94, 1963, S. 268–280.
  • A. M. Stone: Pro Milone: Cicero’s second thoughts. In: Antichthon. 14, 1980, S. 88–111.
  • Meinolf Vielberg: Opium für die Optimaten? Religiöses Argumentieren in Ciceros Miloniana. In: Eranos. 1995, S. 49–64.
  • Kenneth Wellesley: Real and unreal problems in the Pro Milone. In: Acta classica Universitatis Scientiarum Debreceniensis. 7, 1971, S. 27–31.
  • Wolfgang Will: Der römische Mob. Soziale Konflikte in der späten Republik. Darmstadt 1991, S. 92–111.
Wikisource: Pro Milone – Quellen und Volltexte (Latein)
  1. Cassius Dio 40,54,3; Manfred Fuhrmann: Marcus Tullius Cicero, Die politischen Reden. Lateinisch-deutsch. Band 2, Artemis und Winkler, München 1993, ISBN 3-7608-1674-6, S. 707–711.
  2. Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur. 3. Auflage, München 2003, S. 421.